Der wirklich letzte Tag, Kolkata und der Weg zum Ganges,



Musste am Abend feststellen, dass mein Objektiv nicht mehr richtig fokussiert. 
Es hat in den letzten Wochen bei über 20.000 Bilder seinen Dienst gemacht und nun das am letzten Tag. Kann es aber nicht ändern, darum heute nur paar verwaschene Bilder  zum letzten post...

Irgendwann und viel zu früh am Morgen ist mein Nase so zu, daß nicht mehr schlafen kann. Jetzt kommen noch blöde Halsschmerzen dazu. Meine Stimme hat die Tonlage des Gesangs der tibetischen Mönche. Muß ja heute mit niemanden Reden. Außerdem gibt's heute keine Chemie gegen die Erkältung. Muss nach mehreren Tagen auch mal ohne gehen... Last check out ist erst um 12:00 und so lass ich Rucksack sortieren erstmal ausfallen. 
Es hat merklich abgekühlt, aber die Luft ist immer noch schwül-feucht. Suche den Frühmarkt . Rikscha ziehend  rennen Männer im Dauerlauf um Kinder in die Schule oder Frauen zum Markt zu bringen. Der macht gegen 9:00 schon wieder zu und wird dann eine normale Straße. Auf Märkten gibt es, obwohl ich sie schon so oft gesehen habe, immer wieder etwas neues zu sehen.
In Indien müssen Heerscharen von Töpfern mit dem drehen kleiner Trink Becher beschäftigt sein. Gebrannt dienen diese, ebenfalls nur zum einmaligen Gebrauch als Tee oder als beliebte Lasse (Jourgurt) Töpfchen. Fahrrad Rikschas klappern früh die Tee Stände ab und  bringen den täglichen irdenen Nachschub. Die Menge der übrig gebliebenen Scherben zeigen ob der starke Milchtee auch gut gewürzt war (Heißt hier Tschai Masala) . Ein Töpfchen Tee ist so etwa einer Cappuccino Tasse und süüüüß.
 
Den Vogel schießt heute aber der Flipperautomat ab. Sperrholz, paar Nägel und 1 Rupie für eine Kugel. So richtig will aber niemand flippern.



 Eine andere Besonderheit sind Bündel mit grünen Holzstäbchen. Hab sie schon oft in Indien zum Verkauf gesehen. Jetzt weiß ich endlich für was die gut sind. Drauf gekaut fasern sie auf und werden so zu Bio Einmal-Zahnbürsten.
Muss mich dann doch noch zu meinem  GH Check-out sputen. 
 
Will heute am letzten  Tag noch einmal hinunter zum Ganges. Einfach nach Westen. Mein Navi wird mich schon irgendwie wieder zum großen Rucksack zurück bringen. Richtung Fluß muß ich die Hauptverkehrsadern von Kolkata kreuzen. Um über die Straßen zu kommen hilft nur gut schauen und dann mutig losrennen Besonderer Gag, es gibt Einbahnstraßen, die schalten mittags die Richtung um. Das Zentrale Cricket Stadion liegt zwischen mehreren Hauptverkehrsadern. Ebenso eine Menge Sportparks, geöffnet aber nur für zahlende Mitglieder. Einfach dadurch um abzukürzen geht nicht.



Als dann endlich im Dunst eine riesige Hängebrücke auftaucht, weiß ich dass es nicht mehr weit ist.



 Ganges ohne Ghasts, das geht nicht. Dienen aber hier glücklicherweise nur als  heilige Badestelle. Außerdem gibt es an den Ghats kleine überdachte Plätze, an denen Priester Nach-Totenfeiern abhalten. Da es auch noch anfängt zu regnen, sitze ich wieder mal beobachtend in einer Ecke einer solchen Zeremonie. (muß mich unbedingt auch ausruhen). Die ca. einstündige Zeremonie läuft nach ganz festen Regeln des Priester ab. Aus Ganges Schlamm wird ein Minitempel- ist eher eine Lehmplatte mit vielen kleinen Vertiefungen-  gebaut. Da hinein wird unter vielen Gebeten  ein Mich-Honig-Reiskörner Brei gepackt. Am Ende fliegt der ganze Lehmtempel im hohen Bogen zurück in den Fluß.  


Wieder bisschen zu Kräften gekommen, geht es den Ganges aufwärts um  dann kurz vor der Victoria bridge zurück Richtung "Rucksack" zu laufe. Es gibt noch alte Kolonialbauten, aber alle in einen mehr als baufälligen Zustand.
Wie in allen Städten Asiens, sind bestimmte Berufs oder Händler Gruppen immer in bestimmten Straßen zu finden. Kolkata hat eine Musikinstrumenten Gasse.  Die nächste Pause ist notwendig und so sehe ich wie ein typisches indisches Harmonium seine Stimmen bekommt. Nach Gehör wird so lange an den Messingplätchen geschabt, bis die Tonhöhe stimmt. Für mein Interesse gibt's für mich einen frischen Tee gratis.
In einem anderen Geschäft werden gerade die Stege eine Sitar eingepasst.

 
Ich versuche mich mit dem einfachsten, dem spielen einer Tabla, die Trommel mit dem klangtoten Kreis auf dem Trommelfell. Was raus kommt, klingt alles andere als nach  Tabla. ...
Als es dunkel wird hole ich meinen Rucksack an der Rezeption ab und fahre mit dem Taxi zum Flughafen. Eine letzte Stunde rush-hour für 5 € und standesgemäß mit einem gelben  Ambassar Classic. Die Rückbank ist eher ein durchgesessenes Plüschsofa. Statt Klimaanlage ein Lüfter mit Winkeleisen an der Mittelsäule angeschraubt und drinnen genau so laut wie auf der Straße.
In 12h geht mein Flieger. Erst will man mich gar nicht in den Airport  lassen. Habe ja kein gedrucktes Ticket, sondern nur meinen handgeschriebenen Zettel mit der Flugnummer.  Der Flughafen modern, die Bestuhlung aber hart und unbequem. Mitternacht wird das Licht bis auf wenige Leuchten ausgeschaltet. Gegen ein Uhr sind vielleicht nur noch 10 Wartende in der riesigen Halle. Nur die Klimaanlage lässt mich erneut  frösteln. Ist wieder mal Nachtzeit und somit auch Blogger Zeit.
... Endlich machen die check in counter auf und ich bekomme als Frühaufsteher für die ersten beide Flüge sogar einen Fensterplatz....  
Kolkata verschwindet nach 500m Höhenmetern im Dunst, aber das Navi treckt und treckt.  Vom Himalaja keine Spur und so döse ich die 2 1/2 h bis Mumbai.
Dort werde ich als einziger Passagier, noch aus dem angedockten Gangway abgefangen und über die Außentreppe gleich zu einem leeren,wartenden Bus gebracht. Dieser macht eine Runde durch den ganzen Vorfeldbereich, immer schön am  Innenzaun des Airports entlang. An dem Tor  für die Kerosin Tankwagen verlässt er den Airport und fährt auf den Highway. So richtig begreife ich es nicht, aber der Angestellte von Jet Air winkt immer nur ab. 30 min später werde ich durch den Crew Eingang am neuen Terminal 2  'frei gegeben' und 10min danach  beginnt an meinem  Gate schon das boarding....
Die Slums vom Mumbai gehen direkt bis an dem zweireihigen Stacheldrahtzaun des Flughafen. Der äußere Stacheldraht ist gleich eine willkommenes Wäscheleine.
Da mein persönlicher Zubringer Bus an der Innenseite  des Stacheldrahts entlang fuhr, war es fast wie ein letztes mal  Slum Sight seeing.

Am Rand des Rollfeldes stand eine knieende russische AN124 mit hochgezogener Nase.  Das größere Transportfahrzeug der Erde wird über das hochgezogene Cockpit beladen. Was für ein riesiges Transport Halle...

Der A330 nach Paris ist nur zu 20% ausgebucht. So gibt es 20 min nach den take-off das erste Glas Rotwein.   Auch wenn mein Outfit schon eher an das eines deutschen Obdachlosen erinnert, (jedenfalls bin ich aber wenigstens wieder rasiert) , ich genieße den Luxus Ökonomie zu fliegen und mit Messer und Gabel zu essen... und bestelle gleich noch ein Glas Wein. Ich glaub, ich habe es geschafft.
... von Paris wieder  online um mich zu Hause zum Essen  anzumelden.



Ich hoffe, ich könnte euch Indien, dieses für uns  Europäer so exotische Land etwas Näher bringen. Natürlich ist mir bewusst, dass meine Art zu Reisen schon ziemlich extrem ist (selbst für Rucksack Touristen)  und dann noch mit meinen inzwischen weit  über 60 Jahre.  
Gefährlich ist sie aber definitiv nicht. 
Wenn euch mein Blog  gefallen hat, lasst es mich unter den "Kommentaren" wissen. 
Indien wird mich auch die nächsten Jahre nicht mehr los lassen und so gibt es  inzwischen schon mehrere Fortsetzungen. 
2016  wurde es "Gerold in Indien & Nepal".
2018-19 hab ich meine nicht minder interessante Rucksacktour "Gerold von China nach Malaysia" geblogt, die mich über Thailand,Laos, Kambodscha bis in den Dschungel Borneo  und über  Westmalaysia zurück gebracht hat. 
Im Spätsommer 2019 meine dritte Indien Reise "Gerold in Indien 2019" diesmal als Rundtrip von Himalaya bis fast nach Sri Lanka....


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