Noch 12 Tage, Bodhgaya - heiligster Ort aller Buddhisten


Fünf Uhr weckt mich, trotz meiner Ohrenstöpsel laute Musik,  Ist weder indisch noch irgendwie buddhistisch. Aber trotzdem nicht völlig unbekannt. Es sind Tämpeltänzer aus Kandy. 2009 waren  Karin und ich auf SriLanka und haben dort mehrere Hochzeiten mit genau dieser Musik miterlebt. Heute sind tausende Buddhisten aus Sri Lanka in der Stadt. Die Tempel Tänzer bilden die Spitze eines Zuges, der sich Richtung Mahabodhi Tempel bewegt. Habe gestern Abend schon auf Transparenten gelesen, dass in den nächsten Tagen ein besonderes Event stattfindet.

Ich bin in 5 min fertig. Mein GH liegt genau zwischen dem  Sri Lanka Tempel und dem Platz Buddhas Erleuchtung. Rucksack und Schuhe muss ich am Eingang abgeben. Im dortigen  Pfandbuch bin heute Nummer Eins.
Durch ein Spalier aus Millionen Blumen und LEDs kommt man in die noch dunkle  Anlage.


Viele der Pilger haben aber im Park um den Haupttempel übernachtet. Meditieren und singen schon in der ersten Morgendämmerung.








Besonders eindrucksvoll ist die Buddha Verehrung der Tibeter. Aber und abermals werfen sie sich mit ausgestreckten Armen auf den Boden (oder auf eine lange Holzliege) um sich dann wieder aufzurichten und wieder hinzuwerfen. 


Es ist körperlich so anstrengend, dass ihnen der Schweiß im Gesicht steht. Die Anzahl der Bodenwürfe wird mit sowas wie einen Schrittzähler am Finger mitgezählt. Selbst die Nase berührt jedes mal den staubigen Boden . 













Ein alter Mönch sitzt vor dem Tempelkomplex an einer Buddha Statue, die von kleinen Hindu Göttern umrandet ist.  Setze mich neben Ihn und er reicht mir aus seinem Rucksack einen Klumpen süßen Brotteig.  Fast hätte ich den alten Mann umarmt....




 (Später setzt sich ein bettelnder Shadu in dessen Nähe.  Als ich diesen fotografieren will, winkt der Mönch ab. " he's not a good man". Lieber Mönch,  der Shadu ob echt oder nicht - passt genau wie du -  zu diesem heiligen Ort.)



Gegen zehn beginne ich all die anderen Tempel und Klöster der Stadt zu suchen. Suchen ist nicht ganz richtig. Es gibt sie überall. 






Die Chinesischen und Taiwanesischen,  selbst das muslemische Bangladesh hat einen buddhistischen Tempel in der Stadt .Thailand hat natürlich gleich mehrere Wats,  in dem vom Birma wird gerade versucht eine Pilgergruppe irgendwie unter zu bekommen.  Der Tempel von Sri Lanka ist heute um ein Riesenzelt erweitert worden. Etwas außerhalb der Stadt das Kloster mit dem typischen Baustil von Laos. Grad mal 5 Mönche sind im Kloster aber neue Räume für vielleicht 50 Pilger sind fast fertig (Am Kloster Eingang steht eine kleine Variante des Triumphbogens von Vientiane - kennen ich noch gut , als ich dort meinen Pass verloren hatte ).


Die Kambodschaner haben das Kloster mit den meisten Blumen . Außerdem bekomme ich dort was zum gerade ausgegebenen Abendessen.
Der menschenleere vietnamesische Tempel in einer grüne Oase . Eine einzige Frau scheint der Hausherr zu sein .



Und ich weiß nicht wie viele Klöster es für die zahlreichen Tibeter in Bodhgaya überhaupt gibt.
Ich komme mir vor, wie in einem Schnelldurchlauf meiner vielen Südost Asien Reisen.

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Nach stundenlanger Buddha Verehrung zieht es mich in Richtung der  Reisfelder. 

Reis wird hier selbst in 21. Jahrhundert noch  mit der Sichel geschnitten  und mit der Hand zu Garben gebunden .
 





Sehe endlich mal wie Wasserkastanien geerntet werden...

 und lasse mir von einem 12 jährigen Jungen sein Dorf zeigen. Ist ein Dorf der Untouchables, also der untersten Kaste überhaupt.  Die "höheren" Kasten sollen von denen da "unten" aber  mal was von deren Sauberkeit lernen.


Helfe paar Frauen etwas Brennholz für heute abend zu spalten.

und und und...

Habe mich total mit der Zeit vertan und so ist es schon stockdunkel als ich mich zurück Richtung Stadt aufmache.  Wieso liegt meine Stirnlampe wieder im großen Rucksack ???



Bei all dieser Armut bekommen die überall wachsenden Tempel Prachtbauten für mich mit einmal einen  etwas faden Geschmack... 

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Vielleicht doch noch eine Episode.


In einem tibetischen Kloster nach dem Abendgebet sind die jungen Mönche keine 10 min später auf ihren Sportplatz. Auch hier gibt es Bayern München Fans. Ein Mönch aus Nepal hat "Özil" und die Nummer 11 auf den  Unterarm tätowiert. Tätowierungen halten länger als Fußballerverträge.


In der Stadt lasse ich den Abend noch mal im Mahabodhi Tempel ausklingen...
Im Tempel  gibt es ein Haus, in denen dicht an dicht  zehntausende tibetische Butteröl Lampen brennen.  Laufend füllen junge Tibeter die Schälchen mit Öl auf und entzünden sie erneut. 





 
Es gibt kaum noch Sauerstoff und die rußenden Lichter füllen den heißen Raum mit einer fast unerträglichen Atmosphäre. Selbst der Filter meines Objektives ist nach den wenigen Minuten mit einem Öl-Rußfilm überzogen. 

Frage einen jungen Tibeter nach der Bedeutung der Butterlampen.  Hat was mit den Seelen der Toten zu tun. Der Tibeter ist aus seiner Heimat geflohen und lebt seit 2 Monaten in NY. Hat erstmal eine Greencard für zwei Jahre. Da er jetzt nicht mehr nach China einreisen darf, ist seine ganze Familie nach Indien gekommen, um ihn zu treffen.  Mir kommen Erinnerungen unsere Ausreise aus der DDR und wünsche ihm zum Abschied, daß er einen richtigen Pass bekommt.


Mir macht langsam die "nur noch 11 Tage"  Gedanken. Morgen bleib ich unbedingt noch hier, dann  sind aber wieder Nachtreisen angesagt.  Hab schon mal vorsondiert. Von hier muß ich mit dem Bus erst zurück nach Norden, nach Panta und dann brauch ein Notfall Bahnticket nach NJP.  Das soll wohl immer ausgestellt werden (kostet dafür aber das doppelte von fast nichts). Für den Toytrain nach Darjeeling soll es keine Reservierungen geben . Nach Gangtok  komme ich dann nur mit Sammel Jeeps. Für die 600km aus den Himalaja  zurück nach Kalkutta brauche ich bestimmt auch noch zwei Tage.









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