Noch 16 Tage , Varanasi, mehr Hinduismus geht nicht.


So richtig erholsam war der Schlaf in Zug nicht.  Die Liege hatte Schulterbreite und die Füße reichten auf den Gang hinaus. Da ich den Tagesrucksack mit den Wertsachen ebenfalls auf der Liege hatte, war an bewegen nicht zu denken. Am Ende der Nachtruhe wird die mittlere Liege, nämlich meine, runter geklappt und dient als Rückenlehne für die untere Bank.



Der Zug hatte inzwischen 2 h Verspätung eingefahren, so daß ich erst kurz vor Mittag in Mugha Sarai war. Mit dem Sammeltaxi in das 12km entfernte  Varanasi und mit der Fahrradrikscha  in die Altstadt. Oh was ist das, die Gassen hier sind eins, zwei Meter breite dunkle schmutzige Labyrinthe. An mehreren Stellen sitzen Gruppen mit Karabinern bewaffneter Polizisten (normalerweise haben die Polizisten nur einen langen Bambusknüppel, den sie auch einsetzen). In dem Labyrinth kein GPS oder gar Sonne, um sich zu orientieren. Hilft nur an jeder Ecke neu fragen. Die Wände sind voll mit Pfeilen und Hinweisen.
Durch einen düsteren  Tunnel voll mit Sadhus und Händler finde ich das Puja GH und bekomme ein Zimmer. 


Der Weg durch die Gassen von Old Varanasi zu meiem GH
und jetzt war noch  helllicher Tag..



Das Haus hat 5 Stockwerke und ragt über die Altstadt hinaus. Sehe vom Dach, dass es nur noch 100m zu den Ghats und dem Ganges sind. 


Von hier oben sind die Gassen gar nicht zu sehen, nur eine Häuserschlucht. Ob ich mich je wieder hierher zurückfinden werde?
Dafür geht aber Wifi.
Runter zu den Ghats. Hier ist auch eines der beiden großen Verbrennungsplätze der 3200 Jahre alten, heute inzwischen  Millionenstadt. Durch die Gassen werden immer neue Tote getragen und die zig Feuer am Ganges brennen 24h, 365 Tage im Jahr.  Deren beißender  Rauch überdeckt auch den Duft der hunderten Räucherstäbchen.  Vor der Verbrennung wird die/der Tote in den Fluss getaucht und nachdem die Angehörigen  5x um den Leichnam gelaufen sind, geht dieser in Flammen auf . Nach 2h ist der Platz wieder frei. Dem nächsten Angehörigen des Toten wird zum Zeichen der Trauer der Schädel geschoren und das war's. Bleibt die Hoffnung, daß das nächste Leben besser wird... 
Nachtrag : Es geht aber noch heftiger (glücklicherweise nicht hier ). Werde  auf meiner nächsten Indien- Reise auf einem Verbrennungsplatz verkohlte und dann eingeschlagene Schädel sehen.  Bei diesem  Ritual muss der Angehörige nämlich auch noch die Seele aus dem Schädel befreien....




Die zurückbleibenden  Blumenkränze   werden von Kühen und Ziegen  gefressen.





Vor dem Ghat liegen Schiffe voll mit Holz vor Anker. Der Verbrauch ist riesig.


 
Hinter dem Ghat zwei große voll belegte Häuser, die als Hospiz dienen .
Das ganze Schauspiel ist erschreckend und   zugleich faszinierend. Im Ganga  ums Ghat schwimmt alles was von der Verbrennung übrig bleibt. Die Asche, aufgeschüttet zu einer meterhohen Pyramide am Ufer glimmt, brennt und stinkt weiter vor sich her.




Nur 100m weiter westlich wird für eine Hindu Feierlichkeit in paar Stunden eine lange Tribüne aufgebaut. Tausende warten schon mit Öllichern und Opfergaben.
Als es dunkel wird praktizieren 9 junge Männer unter Musik eine Feuerverehrung für Shiva.







 

Ich hab mich direkt bis zu einem der neun Poteste in die erste Reihe vorgedrängelt
und lasse die einstündige Gottesverehrung auf mich einwirken.






Danach der Angstlauf durch die stockdunklen  Gassen zum GH.


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