Tag 16 , Der Goldene Tempel & ind.- pakistan. Grenzspektakel


Bis jetzt ist Amritsar nur eine laute, Smog verpestete Stadt. Bevor ich zum Goldenen Temple aufbreche suche ich den hinduistischen Durgiana Tempel. Komme aber erst mal in einem Verbrennungsplatz raus. Über 40 Plattformen voller Asche und menschlicher Knochen. Von den gestrigen  Einäscherungen  brennt noch das letzte Holz und selbst Knochen  und Schädel glimmen weiter. Die Angestellten (habe gelesen, dass Angehörigen untersten Kaste, den Unberührbaren  das  erlaubt ist )  bereiten schon wieder die heutigen Feuerstellen vor. Hat für unsere Kultur nicht all zu viel Pietät zu tun.
Nur paar hundert Meter weiter mein gesuchter Tempel, umgeben von einem kleinen See. Im Tempel singen 2 Priester völlig schräg ihre Lieder und die Pilger stimmen immer stückweise mit ein. Wie in fast allen Hindu Tempeln ist fotografieren verboten. Als ich an deren Göttern  vorbei laufe, wirft mir ein Priester im hohen Bogen einen Kranz aus Blumen über der Kopf und freut sich riesig, dass sein Lassowurf so gut geglückt ist. Ab jetzt laufe ich mit einem roten Strich auf der Stirn und einem Blütenkranz durch die Stadt.


Um zum Goldenen Tempel zu kommen nehme ich später doch eine Rikscha.
Schuhe abgeben, Füße waschen und ein Tuch als Kopfbedeckung .
Mein Blumenkranz wird als hinduistisch erkannt und ich muss ihn abnehmen. Schade. Und schon ich den bin im Heiligsten aller Sikhs. Ist viel größer als ich ihn mir vorgestellt habe. An einem Wochentag besuchen  über 60.000 an Feiertagen mehr als 100.000 den Gurdwara. So stelle ich mir ungefähr auch die Massen in Mecca vor.
In dem heiligen See um den Tempel baden sich die Sikh. Bekleidet mit der Unterhose und ihrem Turban. Im Turban steckt der Dolch, den schon die Kinder tragen.
Aus dem Goldenen Tempel in der Mitte des Sees werden die Musik und  Gesang life übertragen. Ich reihe mich mit in die Schlange derer ein, die das heilige Buch sehen wollen. Im inneren finde ich eine kleine Ecke zum sitzen und lasse die Atmosphäre auf mich wirken.  Nach einer Stunde sind meine Beine, aber auch ich fasst eingeschlafen. Ich drehe noch eine Runde durch den Komplex, höre noch paar anderen Musikern zu und verlasse erstmal den Platz.

 Zu all dem Smog über der Stadt beginnt es noch an zu nieseln...

Organisiere mir gleich noch für heute Abend einen Platz in einem Sammeltaxi zur pakistanischen Grenze. 17:00 täglich  wird das Grenztor mit viel Tamtam geschlossen. Das Taxi braucht ca 1h bis zur Grenze und kostet hin und zurück grad mal 1,50Eur .

Bis zur Abfahrt  in drei Stunden schlendere ich noch etwas durch die Altstadt...






Vor den Schulen warten Rikschas auf die Kinder.


... Finde rechtzeitig  meinen Taxistand  wieder und über den Toll-way gehts nach Attari, ca 1km vor der eigentlichen Grenze. 2x Passkontrolle, 3x Bodycheck , der Rucksack wird deponiert und schon sitze ich auf der Tribüne im 200m breiten Niemandsland . Denke so an die 500 Leute schauen sich das Einholen der Flaggen und schließen des Tores an. Die Inder tanzen zu dröhnenden Musik auf der Straße. Bei den Pakistanie geht es etwas ruhiger zu . Und dann beginnt das Polit-Bollywood. In historischen (?) Uniformen laufen und rennen ca 15 Soldaten mit bitterböser Miene und reisen dabei die Beine so hoch , dass man meinen müßte, die stürzen gleich hin.



 
Animateure peitschen die Zuschauer immer im Wechsel auf den jeweiligen Tribünen zu patriotischen Geschrei auf. Kurz vor 17:00 tragen beide Seiten der Grenzer wie steife Gockel einen Schaukampf im Stechschritt direkt am Tor aus und dann werden die Flaggen eingeholt und das Tor mit einem lauten Knall geschlossen..... die spinnen die Inder, aber das Spektakel war es auf alle Fälle wert. Wieder in der Stadt und noch mal in den Tempel. Ein leichter Wind lässt die Luft viel erträglicher gemacht. 




Was heute Mittag im Smog nur Groß war, machte jetzt seinen Namen 'GOLDENER' alle Ehre. 






 Der Strom der Sikh reist einfach nicht ab. Der Tempel ist 24h am Tag geöffnet. Freiwillige sorgen dafür, das alles blitzsauber ist. Es wird laufend  gekehrt, gewischt und Getränke bereit gestellt. Es ist wie ein Familienfest, wo alle mithelfen. Es gibt im Moment wohl keinen friedvolleren Ort.  Die ersten legen sich schon im Rundgang schlafen, andere baden noch im heiligen See und über allen liegt der Gesang aus dem Tempel.

 Ich gehe mit einem Malaien, der mit im Grenztaxi saß zum Essen.  Eigentlich wird mir erst hier klar, was die Sikh ausmacht. Es ist die Gemeinschaft. Wie ein riesiges Uhrwerk kümmern sich tausende, das für alle immer frisches Essen und Trinken da ist. 

Man kommt in den Speisebereich, bekommt seinen Teller gereicht, seinen Platz gezeigt, andere bringen dir das Essen und Brot.

 Und schon wird der Boden wieder gewischt und hunderte waschen sofort das Geschirr auf. 
Es ist mir schon ziemlich peinlich, dass zum Teil ältere Männern und Frauen mich bedienen. So schaffe ich wenigstens mein gebrauchtes Geschirr selbst weg...


Selbst am Abend, wo Andrang nicht mehr ganz so groß ist, sind allein 15 Sikh damit beschäftigt Knoblauch zu pellen. 


Eine riesige Chapati Maschine spuckt im Sekundentakt frische Fladenbrot aus, die ein Heer von Frauen mit einer dünnen Butter-Öl Mischung bestrichen und noch warm zu den Neuen in den Speisesälen bring..

 









An der Abwasch-Strasse ein ohrenbetäubender Lärm der tausenden Edelstahlteller.






Nach dem Essen gehe ich nochmal in den Zentralen Tempel. Gegen 10 wird das heilige Buch für heute geschlossen, fast liebevoll in Tücher gewickelt aus dem Schrein getragen.





Ich lasse mich mit einer Elektro-Rikscha ins Guesthouse fahren. Ist mir moralisch etwa anständiger als daß sich jemand noch abstrampeln, um mich mit einer Fahrrad Rikscha ins GH bringt.








Kommentare