Tag 23, Divali - das Neujahrsfest der Hindi


Es ist gerade mal 5 Uhr morgens und schon knallen die ersten Böller. Heut ist Divali, das Lichterfest der Hidus. Seit Tagen werden Häuser schon mit Lichterketten geschmückt und die Kinder haben seit einer Woche schulfrei....
Was stelle ich heute an? Zum Frühstück gibt's erstmal 2 frittierte Teigtaschen mit Gemüsepaste gefüllt, höllig scharf aber gut . Dann laufe ich ziellos durch die Altstadt. Sie ist wie ein Labyrinth und hier finde ich auch die blauen Häuser für die Jodpur so berühmt ist. Früher war blau der obersten Kaste der Brahmanen vorbehalten. Heute darf aber jeder sein Haus blau streichen.
Viele der Bewohner halten sich Ziegen, und damit die nicht weglaufen, sind überall Ösen am Straßenrand einzementiert. Daran sind dann die Ziegen festgebunden. Dieser Kreis um die Öse ist dann der Stall und sieht auch so aus. Also läuft man halt besser auf der anderen Straßenseite.
Ich finde eine Treppe die zum Fort hoch geht und bald stehe ich hinter den mächtigen Mauern. Der Anblick ist einfach umwerfend. Vom Guesthouse habe ich ja nur die Außenseite gesehen, aber innen geht es genau so weiter. Da sind unsere deutschen Burgen nur ein Mückenschiss. Auch nach Norden sind dem Fort noch weitere Wehrwälle vorgelagert . Als Angreifer kann man da nur das Handtuch werfen.





Hole mir ein Ticket fürs Museum. Dazu gibt's einen guten Audio-Guide in deutsch. An mehreren Stellen geben Musikanten ihr Bestes.... Der Besuch hat sich wirklich gelohnt.




Und da war noch eine Frau, die abseits vom Trubel wunderschöne Marionetten Puppen bastelte. Jetzt liegt so eine Puppe in meinem Zimmer und ich muss sie nur noch heile durch die nächsten 4 Wochen bringen.
-PS: inzwischen hat die Puppe einen Ehrenplatz bei uns zu Hause in Treppenhaus .






Beim Abstieg in die Stadt eine Menschentraube und ich neugierig wie üblich stehe mit einmal im Haus bei einer Totenfeier.

Die alte Oma ist gerade mal vor  3 Stunden  gestorben und wird nun noch mal mit Blumenkränzen geschmückt um dann ihren letzten Weg zu beschreiten. Als die Männer die Bare schultern geht ein großere Wehklagen los und die Frauen bleiben im Haus zurück. Ich darf den Zug zur Verbrennung begleiten. 






Mir ist ziemlich mulmig, aber die Verwandten beteuern mir, daß das kein Problem sei. Singend laufen sie durch die Stadt bis zum Verbrennungsplatz. Jeder bekommt ein großes Scheit Holz. Nein, daß kann ich nicht und so stehe ich nur  betroffen da und sehe wie die Frau auf dem Holz gebettet wird . Dann wird sie von ihren Söhnen mit Ghee, dem indischen Butterschmalz eingerieben und mit mit Spänen von Dufthözerrn bestreut.


 Da auch die Angehörigen mit dem Handy fotografieren, traue ich mich zu fragen ...  nicht die geringsten Einsprüche gegen paar Fotos.
Zehn Minuten später steht alles lichterloh in Flammen.



 Ich bin der winzigste mit feuchten Augen. Soll dann noch mit zum Totenessen kommen. Ich bin interessanter als die brennende Oma.  Sorry nein Danke, brauche erstmal etwas Abstand und so laufe ich allein  aus der Stadt. (die Asche wird später wirklich zum Ganges gebracht)

... am Stadtrand von  Jodpur zwischen Müll und Ziegendreck eine Menge kleiner Tempel, Sehen so toll aus, aber keiner scheint Interesse daran zu haben.
Auf dem Heimweg komme ich noch in eine Koranschule Jungen und Mädchen pauken ihr heiliges Buch.



Und es gibt auch hier keinerlei Einspruch gegen paar Bilder.😃

Und nun noch mal zum eigentlichen Höhepunkt des heutigen Tages. Divali ist wirklich das größte Fest im Hindu Kalender. Überall vor den Türen  werden am Abend Tonschälchen mit Öllichern angezündet. Es sind zig tausende kleinere Lichter an den Straßen. Die Frauen tragen ihre schönsten Saris und die Kinder böllern wie wild und Raketen fliegen. 




Das Feuer hat bei den Hindus eine ganz große religiöse Bedeutung. In den Tempeln sehe ich immer wieder, wie die Menschen mit den Händen durch die Flammen streifen.
das nächtliche Jodpur vom Dach meines GH

Mir haben bestimmt schon 20 Leute ein "Happy Divali" zugerufen. Irgendwie komme ich mir vor, als würde heute Nacht  Weihnachten und Sylvester zusammen fallen. ... gegen den Krach helfen nicht mal die Öhrstöpsel. Ich werde diese schlaflose Nacht gelassen hin nehmen. Irgendwann hat der Kerl direkt vor dem Guesthouse auch keine Kanonenschläge mehr -hoffe ich.
Wieder mal ein ereignisreichen Tag .




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